Kein Grund zur Panik

Hornissen und Wespen sind friedlicher als allgemein gedacht

 

Ob der Sommer früh oder spät in die Gänge kommt, auf eines ist Verlass: Zu Kuchen oder Eis im Freien gesellen sich schnell ungebetene Gäste. Der NABU gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Wespen, Hornissen und Co.

Pressemitteilung / Weserbergland Sommer 2017 - Wer draußen Obstkuchen, Saft und Eis genießt, lockt mit den süßen Speisen oft ungebetene Gäste an - Wespen. „Ob der Sommer früh oder spät in die Gänge kommt, ob er lang und sonnig wird oder womöglich erst im September in die Gänge kommt, auf eines ist immer Verlass:  zu Kuchen oder Eis im Freien gesellen sich alle Jahre wieder die uneingeladenen Gäste“ sagt Britta Raabe vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). „Somit ist der Ärger ist vorprogrammiert – manche Menschen schlagen nach den hungrigen, gelb-schwarzen Fliegern um sie zu vertreiben, pusten sie womöglich an und erzählen dann gern noch Horrorgeschichten.“ 

Denn nach wie vor halten viele Menschen Wespen, Hummeln und Hornissen für gefährlich. Die Liste der Vorurteile ist lang und Aufklärung daher dringend notwendig, denn kaum eine Tiergruppe ruft so heftige Reaktionen hervor wie diese unter dem wissenschaftlichen Begriff „Hautflügler“ zusammengefassten Insekten. „Die Tatsache, dass nur wenige Menschen mit der Lebensweise von Wespen oder Hornissen vertraut sind, hat zur Bildung von Mythen und Vorurteilen beigetragen“, erklärt die Leiterin der Regionalgeschäftsstelle, die sich mit viel Aufklärungsarbeit dafür einsetzt,  Vorurteile abzubauen und solche Wissenslücken zu schließen. „Nur so“, führt sie aus, “lässt  sich ein friedliches Miteinander erreichen“. Denn die staatenbildenden Hautflügler sind unerlässlich für ein intaktes Ökosystem und dienen so letztendlich auch uns Menschen, nehmen sie doch die überaus wichtige Aufgabe der natürlichen Insektenbekämpfung wahr.

Doch leider sind auch diese Tiere selbst bedroht: der drastische Rückgang der Insektenpopulationen, der sich in den letzten Jahren abzeichnet, betrifft auch diese ungeliebten Nützlinge. Daher ist eine unterschiedslose Bekämpfung aller Wespenarten ökologisch unsinnig und stellt zudem einen Verstoß gegen die in Deutschland geltenden Naturschutzbestimmungen dar. Speziell Hornissen, Hummeln, Mittelwespen sowie alle Wildbienen sind nach §42 des Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt – in solchen Fällen schicken die meisten Unteren Naturschutzbehörden einen speziell ausgebildete Wespen- und Hornissenberater zu Personen, die staatenbildende Hautflügler als Untermieter beherbergen.      

Nicht alle der acht „typischen“, sozialen Faltenwespenarten Mitteleuropas mögen Süßes oder Fettiges: normalerweise sind alle Wespenarten zunächst hauptsächlich Jäger, die ihre Brut in Form von erbeuteten Insekten Eiweißnahrung füttern. So stehen Fliegen, Mücken, kleine Raupen und viele andere Insektenarten auf der Speisekarte.
Die fertig entwickelten Vollinsekten dagegen benötigen Kohlehydrate, die sie, je nach Art, gern aus Baumsäften, Blütennektar oder vom Honigtau der Blattläuse gewinnen.  Nur die „Deutsche Wespe“ sowie die „Gemeine Wespe“ kommen gern an unseren Tisch um kohlenhydratreiches Futter aufzunehmen. „Besonders zum Ende des Lebenszyklus des Wespenstaates werden uns dann die Tiere lästig“ weiß Raabe, die von Ende Juli bis Mitte September besonders viele Anrufe von naturinteressierten Personen in der Regionalgeschäftsstelle Weserbergland entgegennimmt.

 

Die meisten Arten können schon anhand der Nesthülle zugeordnet werden: so nisten die sogenannten „Dunkelhöhlennister“ Gemeine und Deutsche Wespe gern in Erdhöhlen oder anderen dunklen Hohlräumen. Die Nester dieser beiden Kurzkopfwespenarten haben eine lebhafte, meist gräuliche Oberflächenstruktur.   
Alle anderen Arten werden als „Freinister“ bezeichnet und finden sich gern in Hecken, im Geäst und von Bäumen oder hellen bis halbdunklen oberirdischen Hohlräumen wie Dachböden, Vogelnistkästen und Gartenlauben ein. Manchmal findet man auch Nester an den Außenseiten von Häusern in Fensternischen oder frei hängend unter Dachvorsprüngen.  Diese Nesthüllen sind sehr glatt und erinnern oft mehrschichtiges Zeitungspapier. 
„Letztlich sollten besonders die gut sichtbaren Nester der frei nistenden Arten geschont werden, sind sie doch sehr selten geworden“ betont Raabe. So musste die „Mittlere Wespe“ bereits 1984 in die Roten Listen der bedrohten Tier- und Pflanzenarten aufgenommen werden.

„Übrigens wissen viele Menschen nichts mehr über den Lebenszyklus der Tiere“ sagt Raabe „ der Verlust an Artenkenntnis ist oft erschreckend und macht ein Zusammenleben mit den Hautflüglern für viele Menschen daher nicht einfacher“.  
Dabei zeigt der Jahreszyklus aller sozial, das heißt staatenbildenden Faltenwespenarten, einen sehr ähnlichen Verlauf: alle Wespenstaaten werden im Frühling von einer überwinternden Königin gegründet, die zunächst völlig selbstständig eine kleine Wabe baut und in die ersten Wabenzellen Eier ablegt. Daraus schlüpfen die kleinen Larven, die ca. zwei Wochen mit erbeutetem Muskelfleisch von Insekten gefüttert werden, bis sie sich am Ende des Larvenstadiums einspinnen und verpuppen. Nach ungefähr zwei weiteren Wochen schlüpfen die sogenannten Arbeiterinnen, also unfruchtbare Weibchen, die hauptsächlich Jagen und als Ammen für die nächsten Generationen von Larven fungieren. Sie sorgen nun für den Auf- und Ausbau des Nestes, während die Königin im Nest bleibt und ausschließlich Eier legt. Im fortschreitenden Jahr werden dann auch größere Wabenzellen gebaut und die ersten Jungköniginnen wachsen heran. Im Spätsommer und Herbst fliegen diese mit den Männchen zum Hochzeitsflug aus und kehren nicht wieder ins Nest zurück. Die Jungköniginnen überwintern allein an frostsicheren Plätzen und beginnen im nächsten Jahr wiederum ein eigenes Nest. Das Ursprungsnest wird nach und nach absterben und im nächsten Jahr nicht wieder belegt werden – gleichwohl suchen die neuen Königinnen nach demselben Schema wie die Altkönigin einen neuen, geeigneten Nistplatz. 

Tipps zum friedlichen Zusammenleben - am Kaffeetisch & beim Grillen:

ü  Wespen stechen sobald sie sich bedroht fühlen. Vermeiden Sie deshalb heftige Bewegungen wie                 schlagen, wedeln oder auch wegrennen.

ü  Auch das Wegpusten der Tiere ist nicht ratsam: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid gilt im Wespennest als Alarmsignal.

ü  Es ist sinnvollNahrungsmittel im Freien abzudecken und Reste wegzuräumen. Nach dem Essen sollte bei Kindern der Mund abgewischt werden, um die Wespen nicht anzulocken.

ü  Nie direkt aus der Flasche trinken. Am besten Getränke mit dem Strohhalm trinken oder Gläser mit Bierdeckel oder Papierförmchen abdecken.

ü  Um von den ungeliebten Tischgästen gänzlich in Ruhe gelassen zu werden, empfiehlt sich eine Ablenkfütterung. Die Schülerinnen Maike Sieler und Henrike Weidemann fanden bei einem Experiment für „Jugend forscht“ heraus, dass sich überreife Weintrauben dazu am besten eignen. Fünf bis zehn Meter vom Ort des eigentlichen Geschehens entfernt aufgestellt, halten die Früchte die Wespen in Schach. (Vorsicht: Unverdünnte Marmelade oder reiner Honig wirken als Ablenkung weniger gut. Sie machen die Tiere aggressiv. Vom Kauf von mit süßem Saft oder Bier gefüllten Wespenfallen rät der NABU ganz ab. Die Tiere sterben in der Flüssigkeit einen qualvollen Tod. Zudem gehen nur alte Tiere in die Falle. Das aktive Volk wird nicht dezimiert!)

ü  Wespen können von Gerüchen wie Parfum, Cremes, Holzmöbelpolitur oder ähnlichen Düften angezogen werden. Außerdem fliegen Sie gerne auf bunte Kleidung.

ü  Sobald man doch einmal gestochen wurde, hilft es, eine halbierte Zwiebel auf den Stich zu drücken. Durch die äthärischen Öle und Verdunstungskälte wird der Schmerz und die Schwellung gelindert.

 

ü  Angstschweiß kann übrigens Angriffe auslösen – auch wenn es schwer fällt: versuchen Sie, ruhig zu bleiben.

Tipps „rund ums Haus“

 

ü  Um Wespen, Bienen und andere Insekten aus dem Haus zu halten, empfiehlt es sich, Fliegengaze an Fenstern und Türen anzubringen, insbesondere an Küchen-, Bad- und Kinderzimmerfenstern.

ü  Haben sich trotz aller Vorkehrungen Wespen ins Haus verirrt: zunächst einmal Licht ausschalten und die Zimmertür schließen. Fliegt die Wespe zum Licht und damit ans Fenster, wird ein Glas über das Insekt gestülpt und vorsichtig ein Stück Papier als Boden untergeschoben, um das Tier wieder nach draußen zu bringen.

ü  Wespennester am Haus dürfen nicht einfach eingeschlossen werden, da sich die Tiere dann einen anderen Ausgang suchen und so ins Haus gelangen können. Am verschlossenen Einflugloch müssen Sie dann mit aggressiven Wespen rechnen.

ü  Bleibt man auf einer Distanz von zwei bis drei Metern zum Nest und versperrt die Flugbahn der Wespen nicht, fühlen sie sich nicht bedroht.

ü  Obst rechtzeitig abernten und aufsammeln. Blattläusen mit biologischen Maßnahmen vorbeugen beziehungsweise diese bekämpfen, da die süßen Ausscheidungen der Läuse Wespen anziehen.

ü  Als einzige Wespenart fliegen Hornissen auch bei Nacht – dementsprechend können sie sich dann an Partybeleuchtungen, erleuchteten Fenstern oder Hauseingangsbeleuchtungen sammeln. Hier sollte man die Gelegenheit beim Schopfe packen, unnötige Lichtverschmutzung zu beenden oder zumindest zu begrenzen: Haus- und Wegbeleuchtungen sollten mit Bewegungsmeldern versehen sein, um wirklich nur bei Bedarf zur Verfügung zu stehen. Dauerhafte Beleuchtungen sollten möglichst schwach ausfallen, beispielsweise durch Verwendung von LED-Strahlern. Unnötig sind Lichtquellen, die ihr Licht ungerichtet abstrahlen, wie Kugelleuchten oder Leuchten mit Reflektorenschirm. Sie sollten besser gegen zielgerichtete Punktstrahler ersetzt werden. Wer sich an der Lichtfarbe nicht stört, sollte Natriumdampflampen wählen, deren Lichtspektrum für nächtliche Insekten schlecht wahrnehmbar ist. Am besten aber ist es, Lichtquellen wann immer möglich abzuschalten oder erst in Betrieb zu nehmen, wenn das Fenster geschlossen ist – das gilt auch für den Fernseher.

ü  Wespen können Holzverschalungen oder Holzverkleidungen leicht beschädigen, da sie das Holz als Grundstoff zum Bau ihrer Nester verwenden. Wenn Sie sicher gehen möchten, dass Ihre Holzverkleidungen intakt bleiben, sollten Sie diese mit umweltfreundlichen Lacken und Farben regelmäßig pflegen.

ü  Nach den ersten Frostnächten im Herbst gehen die Wespen ein. Man kann das Nest dann gefahrlos entfernen. Es empfiehlt sich, die Stelle gut zu säubern, denn Wespen orientieren sich am Geruch. Wohnungssuchende Königinnen könnten sonst im nächsten Jahr wieder an der Stelle einfinden, an der es „nach Wespe riecht“.

ü  Die meisten Wespenarten sind kurzzyklisch und ab Ende August wieder verschwunden. Die Nester, die dann noch aktiv sind und wachsen, sind Nester der Deutschen oder der Gemeinen Wespe. Generell kann man sagen, dass alle Arten, deren Nester man sieht – also freihängend im Gebüsch oder unter dem Schuppendach – den „unproblematischen“ Arten zuzuordnen sind, die frühzeitig verschwinden und die auch keine Bauschäden verursachen.

ü  Wespennester in Rollladenkästen oder unter Dachziegeln sind in der Regel Nester von Kurzkopfwespen. Diese können, müssen aber nicht Schäden an der Bausubstanz anrichten. Achten Sie auf das Austragen von Material, wie Dämmung beispielsweise.

ü  Hornissen koten unterhalb des Nestes flüssig ab, dies kann Schäden am Bauwerk, wie Verfärbung oder Gerüche verursachen. Sofern möglich, bietet sich das Unterstellen eines Eimers oder Wanne mit Katzenstreu an – zumindest sollte man unter dem Nest Befindliches entfernen oder abdecken.

 

ü  Hornissen genießen durch die Bundesartenschutzverordnung besonderen Schutz. Werden Nester ohne Genehmigung zerstört oder umgesiedelt, kann es zu hohen Geldbußen kommen. Ist die Umsiedlung eines Hornissennestes notwendig und nur eine Zerstörung sinnvoll, beantragen Sie dies bitte bei Ihrer Stadt oder Gemeinde. 


Vielfalt der heimischen Wespen

Selten geliebte Garten- und Hausbewohner

Es gibt einige hundert Wespenarten in Deutschland - davon sind aber den meisten nur die „lästigen Wespen“ bekannt, die auf dem Kuchen sitzen oder als Erdwespen unangenehme Gartenbewohner sein können. Dabei sind nur einige wenige Arten sozial lebend. Die meisten Arten leben solitär, dort versorgt also ein Weibchen alleine ihre Brut; es werden keine Arbeiterinnen herangezogen:
Die sozial lebenden Wespen, deren größte Vertreterin mit bis zu vier Zentimetern Körperlänge die Hornisse (Vespa crabro) ist, werden von Taxonomen in drei Gruppen geteilt:

• Langkopfwespen 

• Kurzkopfwespen 

• Echte Wespen und Hornissen 

Diese Unterscheidung ist wichtig, denn die Gruppen unterscheiden sich teilweise erheblich in ihrer Lebensweise und dies hat damit auch Einfluss auf unser Zusammenleben mit diesen Insekten.

 

Allen drei Gruppen ist gemein, dass sie wie die Hummeln Sommerstaaten bilden. Eine einzelne Königin gründet im März/April (Hornissen erst ab Mitte Mai) nach der Winterruhe ihr Volk mit dem Bau der ersten Wabe. Die sozialen Wespen bauen im Gegensatz zu den Bienen nicht aus selbstproduziertem Wachs, sondern aus gesammelten Holz. Ihre Waben hängen als Etagen übereinander, wobei die Larven kopfüber in den unten offenen Zellen hängen.

Die Königin legt in jede Zelle ein Ei und versorgt die schlüpfenen Larven mit erbeuteten Insekten. Die Arbeiterinnen selbst benötigen süße Futtermittel – je nach Art sind das Baumsäfte, Blütennektar, Fallobst oder Nahrungsmittel des Menschen. Die Larven verpuppen sich anschließend und schlüpfen – rund vier Wochen nach der Nestgründung – als Arbeiterinnen. Sie übernehmen den weiteren Ausbau des Nestes und die Brutversorgung, während sich die Königin auf die Eiablage beschränkt.

 

Im Sommer werden größere Wabenzellen gebaut, in denen Jungköniginnen und Männchen (aus unbefruchteten Eiern) herangezogen werden. Nur die jungen Königinnen überwintern nach der Paarung. Die alte Königin, die Männchen und das Volk sterben im Herbst ab. Das leere Nest wird im nächsten Jahr nicht wiederbesiedelt.

Die Weibchen aller dieser Artengruppen können stechen. Die Giftzusammensetzung ähnelt sich und selbst das Gift der oft gefürchteten Hornisse ist nicht gefährlicher als das anderer Wespen (ausgenommen für Insektengiftallergiker).

 

Langkopfwespen - Gattung Dolichovespula

Die Langkopfwespen (Gattung Dolichovespula) bilden schnell recht kopfstarke Völker, die jedoch ebenso schnell zusammenbrechen. Ihre Nester sind häufig bereits Mitte/Ende August ausgestorben.

Häufig finden sich zum Beispiel die grauen, wie „gewickelt“ aussehenden Nester der Sächsischen Wespe in Dachböden oder Schuppen. Als einzige Art baut die seltene Mittlere Wespe (Dolichovespula media) ihre Nester freihängend in Büschen oder an Gebäuden. Die konisch geformten Nester dieser Wespenarten erreichen maximal 20 bis 20 Zentimeter Durchmesser.

Langkopfwespen gehen weder an Süßes noch an Grillfleisch und verursachen damit selten Konflikte. Es gibt vier Arten. Zumindest eine davon, die Mittlere Wespe, ist so selten, dass sie bereits auf diversen Roten Listen steht und eigentlich besseren Schutz verdient hätte.

 

Kurzkopfwespen - Gattung Paravespula

Kurzkopfwespen (Gattung Paravespula) sind in drei Arten vertreten. Darunter sind zwei Arten, die den Wespen insgesamt einen schlechten Ruf eingebrockt haben.

Die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris) können sehr große Völker mit rund 10.000 Tieren bilden, die zudem sehr langlebig sein können. Manche Nester halten an warmen Stellen (zum Beispiel im Haus) bis in den November aus. Beide Arten zeichnen sich im August / September durch einen teilweise erheblichen Appetit auf zucker- und fleischhaltige Lebensmittel (Marmelade, Wurst, Grillfleisch...) aus. 

 

Die Arten gründen ihre Nester gerne in der Erde (daher der populäre Name „Erdwespen“) oder aber versteckt hinter Verschalungen oder im Dach. Ihre Nester werden oft nur durch den Flugverkehr am Einflugloch angezeigt. Durch ihre große Volksstärke im September sind diese Arten auffallend und werden oft als besonders aggressiv bezeichnet. Dabei ist es häufig schlichte Unaufmerksamkeit des Menschen, die dazu führt, dass diese zum Beispiel bei der Gartenarbeit auf die Nester treten und dann mit der großen Verteidigungsbereitschaft der Tiere konfrontiert werden.

 

Echte Wespen - Gattung Vespa

kommen in Deutschland nur in einer Art vor: Die Hornisse (Vespa crabro). Diese große Wespe (Arbeiterinnen bis 3,5 cm Königinnen bis 4 cm) bilden ihre imposanten Nester gerne hinter Verschalungen; selten aber auch freihängend.

 


Hornissen

friedliche Brummer im menschlichen Siedlungsbereich

Eine Besonderheit ist ihre Fähigkeit zur Filialbildung oder Migration - wird es Hornissenvölkern zu eng an ihrem Nistplatz, können sie umziehen. So kann es passieren, dass sich plötzlich im Juli oder August eine Hornissenvolk im Gartenschuppen niederlässt. Eine weitere Besonderheit dieser Art ist ihre Nachaktivität - selbst bei vollkommender Dunkelheit fliegen die Tiere noch aus und gelangen dann - ähnlich wie Mücken oder Nachfalter in den "Lichtfallen" nächtlicher Haus- und Straßenbeleuchtungen. 

 

Hornissenvölker sind bis etwa Mitte/Ende Oktober aktiv; ihre maximale Volksstärke beträgt aber nur wenige Hundert Tiere. Sie sind eher passive und scheue Tiere, die sich durch einen großen Appetit auf Insekten auszeichnen. Sie gelten als gute Wespenvertilger und ermöglichen den ihnen benachbarten Mitmenschen einen weitgehend wespenfreien Sommer. 

 

Foto: Kathy Büscher
sich putzende Hornisse

Hornissen sind nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders streng geschützt. Die Tiere dürfen nicht gefangen oder getötet werden; die Nester dürfen nicht bekämpft werden. Ausnahmen bedürfen der vorherigen Genehmigung durch die Naturschutzbehörden. 

In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September erreicht das Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 bis 700 Tiere zählen. Die Königin ist in der Lage, ganz gezielt Eier zu entwickeln, aus denen nur noch Drohnen und die Jungköniginnen schlüpfen.


"Drei Meter über dem Gartentisch brummte es von Tag zu Tag mehr – Hornissen hatten sich in einem Fledermauskasten eingenistet, der eigentlich nicht für sie vorgesehen war. Etwas besorgt um unsere kleine Tochter rief ich den Hornissenexperten des NABU Münster an, der mir versicherte, dass diese großen Wespen bei Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln erstaunlich friedfertig seien. So greifen Hornissen niemals grundlos an, sie sind sogar scheuer als Honigbienen und ziehen es immer vor, einem Konflikt durch Flucht auszuweichen. Störungen wie heftige Bewegungen, Blockieren der Flugbahn sowie Erschütterungen am Nest müssen natürlich grundsätzlich vermieden werden.

Die Hornissen durften also bleiben, und tatsächlich, dieses kleine Volk enttäuschte mich nicht: Bei behutsamer Annäherung und ruhigem Verhalten war es durchaus möglich, das rege Leben und die ständigen Flugbewegungen der Hornissen ganz aus der Nähe zu verfolgen – ohne jemals gestochen zu werden. Nie konnte ich beobachten, dass Hornissen wie die manchmal lästig werdenden Wespen im Hochsommer über den Kuchen herfielen; sie interessierten sich weder für das Speiseeis noch für die Getränke der Kinder.

Vorurteile abbauen
Mittlerweile bin ich selbst fasziniert von diesen schönen Insekten und Mitstreiter in einem Team geworden, das sich die Aufgabe gestellt hat, Vorurteile abzubauen und die Hornissen zu schützen. Unsere Münsteraner NABU-Arbeitsgruppe Hornissenschutz setzt sich für das Überleben der Hornissen ein. Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung ist dabei der zentrale Ansatz, da viele Menschen die Lebensweise dieser Insekten gar nicht kennen.

Anfang Mai erwacht eine im Herbst des Vorjahres geborene und begattete Jungkönigin aus ihrem Winterschlaf. Der Frost konnte ihr wenig anhaben, denn sie hat im Holz eines morschen Baumes oder im Erdreich den Winter überstanden. Zuerst unternimmt sie nun Erkundungsflüge nach einem geeigneten Nistplatz und stillt ihren Hunger am Saft blutender Bäume; erste Beuteinsekten werden gefangen.

Da natürliche Baumhöhlen selten geworden sind, sucht sie sich häufig eine Ersatzhöhle im menschlichen Siedlungsbereich. Solche gern aufgesuchten Nistplätze sind alte Schuppen, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen, Winterverkleidungen am Dach, aber auch Rollladenkästen und Nischen in Dachböden. Hier heftet sie zunächst einen kleinen Stiel aus selbstgefertigtem Baumaterial an die Decke der Nisthöhle und formt anschließend an dessen Ende die ersten sechseckigen Wabenzellen aus. An die ersten Zellen baut sie bis zu 40 oder 50 weitere an, bald werden alle mit einem Ei belegt sein. Nach fünf bis acht Tagen entsteht daraus jeweils eine kleine Larve. Diese entwickelt sich über ein Puppenstadium zu einer Hornisse.

Alles für die Königin
Sobald die ersten fünf bis zehn Arbeiterinnen gegen Anfang Juli geschlüpft sind, fliegt die Königin immer seltener aus, denn alle anfallenden Aufgaben übernehmen jetzt nach und nach die Arbeiterinnen. Diese Tiere sind mit 18 bis 25 Millimetern deutlich kleiner als die 35 Millimeter lange Königin, ihre Lebenserwartung beträgt nur etwa drei bis vier Wochen. Die gefährlichste Zeit für das Hornissenvolk ist jetzt überstanden, denn der Königin kann im Nest nur noch wenig zustoßen.

In der Zeit zwischen Mitte August und Mitte September erreicht das Hornissenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann 400 bis 700 Tiere zählen; das Nest ist rund 60 Zentimeter hoch. Die Königin ist in der Lage, ganz gezielt Eier zu entwickeln, aus denen nur noch die Drohnen genannten Männchen und die Jungköniginnen schlüpfen. Das Erscheinen der ersten Geschlechtstiere kündet bereits den Untergang des Hornissenstaates an. Die Arbeiterinnen vernachlässigen allmählich die alte Königin, sie wird nicht mehr richtig versorgt. So verlässt sie schließlich das Nest und stirbt mit einem Lebensalter von etwa einem Jahr.

An schönen Herbsttagen schwärmen die Geschlechtstiere aus und sammeln sich oft an einzeln stehenden Bäumen oder in unmittelbarer Umgebung vom Nest zur Paarung. Die begatteten Jungköniginnen suchen sich nun für den Winter einen geschützten Unterschlupf mit geringen Mikroklimaschwankungen, wo sie bis zum nächsten Frühjahr ruhen. Die letzten Arbeiterinnen sterben Anfang November, womit das letzte Leben im Nest erlischt.

Streng geschützt
Die einheimische Hornisse zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden. Die Beseitigung eines an kritischer Stelle befindlichen Nestes ist nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich. Ängstliche oder nicht informierte Bürger, die sich durch Hornissen bedroht fühlen, wenden sich immer wieder an die Feuerwehr oder an eine Schädlingsbekämpfungsfirma, um ein vermeintlich störendes Nest entfernen zu lassen. Bei kritischer Lage genügt oft auch die elementare Absicherung des Nestes, etwa durch Anbringen von Fliegendraht im Bereich von Gebäuden oder der Anlage von einfachen Zäunen und Sichtblenden bei Nestern in der Nähe belebter Plätze. Ist eine Umsiedlung von Hornissennestern unvermeidlich, sollte man sich für nähere Informationen ebenfalls an die örtliche NABU-Gruppe wenden.

Für den gesunden Menschen stellt ein Hornissenstich keine besondere Gefahr dar. Hornissengift ist nicht toxischer als Bienen- oder Wespengift. Der Stich einer Hornisse wird dessen ungeachtet subjektiv als etwas schmerzhafter empfunden als der einer Biene oder einer anderen Wespe. Das liegt zum einen am längeren und stärkeren Stachel der Hornisse, zum anderen an der Giftkomponente Acetylcholin, die im Bienen- und Wespengift fehlt. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung spielt es keine besondere Rolle, welcher Körperteil gestochen wurde.

Allergische Reaktionen
Wie andere Insektenstiche auch können in seltenen Ausnahmefällen Hornissenstiche bei manchen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Diese beginnen mit Nesselsucht, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle bis hin zur Atemnot; vorsichtshalber sollte man dann sofort einen Arzt kontaktieren! Gefährdet sind jedoch nur Menschen, die zuvor schon einmal gestochen wurden. Eine schwere Allergie entwickelt sich erst nach mehreren Stichen, die man von derselben Art erhalten hat."

(Erfahrungsbericht)